Die Oberharzer Wasserwirtschaft (ehemals Oberharzer Wasserregal) ist das weltweit größte Energiegewinnungs-, Energiespeicherungs- und Energieverteilungssystem der vorindustriellen Zeit.
Ab dem 16. Jahrhundert wurde ein System von Teichen, Gräben, Holzrinnen, Stollen und Radstuben zur Energiegewinnung aus Wasser für den Bergbau angelegt. Genutzt wurde das Wasser um Wasserräder anzutreiben und mit diesen vor allem einströmendes Wasser aus den Bergwerken abzupumpen und um Erztonnen zu transportieren.
Von den zwischen 1536 und 1866 angelegten etwa 149 Teichen und 500 km Gräben mit mindestens 18 km hölzernen Wasserrinnen („Gefluder“) und etwa 31 km Stollen („Wasserläufe“) sind heute noch 63 Teiche, 70 km Gräben und 21 km Wasserläufe wasserführend und sind somit noch aktiv. Diese sind so zu erhalten und pflegen, dass sie funktionstüchtig bleiben. Die nicht mehr wasserführenden Anlagen mit 44 Teichen, 240 km Gräben und 10 km Wasserläufe sind ebenso zu erhalten und genießen sogenannten "passiven Schutz".
1978 wurden die historischen Anlagen der Wasserwirtschaft als Kulturdenkmal unter dem Namen "Oberharzer Wasserregal" geschützt. Seit 1991 werden diese von den Harzwasserwerken und zum Teil von den Landesforsten betreut. In Abstimmung mit dem niedersächsischen Landesdenkmalschutz führen die Harzwasserwerke mit speziellen Bautrupps alle Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen mit traditionellen Baustoffen und überlieferten Techniken aus. Die jährlichen Aufwendungen der Harzwasserwerke betragen ca. 1,5 Mio EUR. Heute dienen die historischen Anlagen der Erholung, dem Hochwasserschutz und versorgen weite Teile Niedersachsens und Bremens mit Trinkwasser bester Qualität.